Grandhotel. Fotografiert April 2022

Das Hotel war von den 1920er-Jahren bis in die 1950er-Jahre eine der besten und nobelsten Adressen.
Zum Hotel gehörten damals auch ein Post und Telegraphenamt und eine katholische Kapelle.
Die 1930 geborene Besitzerin blieb ledig und kinderlos, ihre Energie steckte sie in das Haus und hielt die Gäste bei Laune.
Zudem war sie Postmeisterin und kümmerte sich um die dortige Kapelle. 2008 musst sie in ein Pflegeheim und verstarb 2018.

Reschensee. Fotografiert April 2022

Am Reschenpass gab es bis zur Seestauung 1950 drei Seen: Den Reschensee, den Mittersee und den heute noch existierenden Haidersee.
Ein Stausee zur Erzeugung von Elektroenergie war noch unter der österreichischen Monarchie geplant. Die italienische Regierung (Tirol wurde nach dem ersten Weltkrieg 1919 geteilt und Südtirol an Italien abgegeben) griff im Jahre 1920 diesen Plan wieder auf und erteilte eine Konzession für die Anhebung des Wasserspiegels um 5 Meter. Solch eine Stauung wäre für die Orte Graun und Reschen nicht gefährlich gewesen, da es sie nicht betroffen hätte. 
Im Jahre 1939 reichte der Großkonzern „Montecatini“ ein Projekt ein, den Reschen- und Mittersee nun um 22 Meter zu stauen.
Die Bevölkerung von Reschen und Graun wurde dabei völlig übergangen. Der Antrag lange geheim gehalten. Der ausgebrochene zweite Weltkrieg verzögerte allerdings das bereits angefangene Bauvorhaben und die Bewohner des Oberen Vinschgaus glaubten deshalb, dieser Kelch ginge an ihnen vorüber. 1947, zwei Jahre nach Kriegsende gingen die Bauarbeiten weiter. Die Bevölkerung von Graun und Reschen versuchte über eine politische Intervention den Weiterbau zu verhindern. Eine Vorsprache beim Heiligen Vater in Rom, um bei der italienischen Regierung die Einstellung der Bauarbeiten zu erreichen, war ergebnislos.
1950 im Sommer wurden die Schleusen geschlossen und der See gestaut. 677 Hektar Grund und Boden wurden überflutet.
Heute steht der Turm denkmalgeschützt mitten im See, als stummer Ankläger und als Mahnmal für zu Unrecht angerichtetes Leid.
Die Kirche, die etwas abseits vom Turm stand wurde bei der Seestauung zerstört.
Eine kleine Wiedergutmachung erfolgte erst 25 Jahre nach der Seestauung, indem man begann einen Teil des Ufers zu sanieren und einige Hektar Grund wieder aufzuschütten.

Die Folgen der Aufstauung:

  • ca. 1000 Leute waren betroffen
  • 70 % der Bevölkerung ist aus- oder abgewandert
  • 163 Wohnhäuser bzw. landwirtschaftliche Gebäude wurden gesprengt
  • 514 ha Kulturfläche vernichtet
  • dadurch 70 % weniger Nutztiere